5 Millionen für die Endometriose-Forschung
Die Deutsche Bundesregierung stellt jährlich 5 Millionen Euro für zunächst drei Jahre bereit, um die Ursachen, den Verlauf sowie diagnostische und therapeutische Ansätze der Endometriose zu erforschen. Dies ist ein entscheidender Fortschritt für die Frauengesundheit und ein Erfolg für die jahrelange politische Arbeit der Endometriose-Vereinigung Deutschland.
Meilensteine der politischen Arbeit der Endometriose-Vereinigung Deutschland
Die Grundlage für diese Förderung wurde durch gezielte politische Arbeit geschaffen. Am 29. September 2022 sprach die Endometriose-Vereinigung Deutschland erstmals im Deutschen Bundestag über Endometriose. Gemeinsam mit den Fachgesellschaften Stiftung Endometriose-Forschung (SEF), AG Endometriose (AG|EM) der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) sowie der European Endometriosis League (EEL) luden wir Abgeordnete der Regierungsparteien zu einem Koalitionsfachgespräch ein.
Bei diesem Gespräch gelang es uns, die Abgeordneten davon zu überzeugen, dass Endometriose eine ernstzunehmende und schwerwiegende Erkrankung ist, die dringend mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung benötigt.
Am 6. Dezember 2022 folgte ein weiteres wichtiges Gespräch mit der damaligen Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, in dem wir den drängendsten Forschungsbedarf identifizierten.
Diese Gespräche zeigen Wirkung: Dank unseres unermüdlichen politischen Einsatzes, des Engagements von Endometriose-Spezialist*innen und der Unterstützung zahlreicher Abgeordneter wurden nach jahrelanger Unterfinanzierung erstmals jährlich 5 Millionen Euro im Bundeshaushalt für die Erforschung von Endometriose eingeplant – ein entscheidender Schritt, der die nächsten Jahre prägen wird.
Die Förderung dieser interdisziplinären Forschungsverbünde, in denen Grundlagenforschung und klinische Forschung Hand in Hand arbeiten, ist ein entscheidender Schritt zur Stärkung der Endometriose-Forschung in Deutschland. Ziel ist es, Erkenntnisse zu gewinnen und innovative Lösungen zu entwickeln, die sowohl diagnostische als auch therapeutische Ansätze optimieren – und damit die Versorgung und Lebensqualität von Endometriose-Betroffenen nachhaltig verbessern.
5 BMBF-Forschungsverbünde
Seit dem 1. September 2024 arbeiten fünf interdisziplinäre Forschungsverbünde an den Endometriose-Zentren in Münster, Berlin, Tübingen und Ulm an drängenden Fragen zur Krankheit. Die Projekte untersuchen unter anderem:
- Zusammenhänge zwischen Endometriose und Unfruchtbarkeit,
- Chronische Schmerzen und ihre Mechanismen,
- Das Zusammenspiel zwischen Endometriose-Herden und dem Immunsystem,
- Den Einfluss von Ernährung und Darmflora auf die Krankheitsmechanismen.
Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit sollen dazu beitragen, die Versorgung von Endometriose-Betroffenen zu verbessern und neue Ansätze in der Diagnostik und Therapie zu entwickeln.

ENDO-PAIN
Die Forschung an Endometriose-Schmerzen steht im Mittelpunkt des Forschungsverbunds ENDO-PAIN, der unter der Leitung von Professorin Sylvia Mechsner an der Charité Universitätsmedizin Berlin koordiniert wird. Das Team widmet sich den Ursachen chronischer Schmerzen bei Endometriose und untersucht Mechanismen wie die Neuroinflammation (Entzündung des Nervengewebes), die Fibrose (krankhafte Bindegewebsvermehrung) und die daran beteiligten Signalwege im Körper. Diese Erkenntnisse sollen dazu beitragen, gezielte Ansätze für die Schmerztherapie bei Endometriose zu entwickeln.
HoPE
Im Forschungsverbund HoPE, unter der Leitung von Professorin Iris-Tatjana Kolassa (Universität Ulm), werden die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Immunsystem, Stoffwechsel und Darmmikrobiom sowie psychischen Einflussfaktoren untersucht. Im Fokus steht, wie Bakterien und Mikroorganismen im Darm hormonelle und entzündliche Mechanismen bei Endometriose beeinflussen. Basierend auf den Ergebnissen sollen individuelle Ernährungskonzepte für Patient*innen mit Endometriose entwickelt und getestet werden, um die Behandlung zu optimieren.
StEPP-UPP
Der Verbund StEPP-UPP, geleitet von Professorin Esther Pogatzki-Zahn (Universität Münster), widmet sich der Erforschung von Endometriose-Schmerzen und anderen schmerzbezogenen Symptomen. Mithilfe einer Verlaufsstudie werden psychosoziale Daten sowie Proben von Blut, Stuhl und Endometriose-Herden analysiert, um Biomarker für neue, gezielte Behandlungen zu identifizieren. Ziel ist die Entwicklung von Computermodellen, die eine bessere Diagnose und eine individualisierte Therapie von Schmerzen ermöglichen.
ENDOFERT
Der Forschungsverbund ENDOFERT, koordiniert von Professor Martin Götte (Universität Münster), untersucht den Zusammenhang zwischen Endometriose, Unfruchtbarkeit und schwierigen Schwangerschaftsverläufen. Mithilfe einer umfassenden Datenbank aus biologischen Proben und Patient*innendaten werden zelluläre Prozesse entschlüsselt, die die Fruchtbarkeit beeinflussen. Ziel ist die Entwicklung von nicht-invasiven Diagnosetests, die chirurgische Eingriffe reduzieren und ein frühzeitiges sowie kontinuierliches Krankheitsmanagement ermöglichen.
ENDO-RELIEF
Der Verbund ENDO-RELIEF, koordiniert von Professor Bernhard Krämer (Universität Tübingen), kombiniert Grundlagenforschung und klinische Ansätze, um die Entwicklung von Endometriose besser zu verstehen. Dabei stehen das Zusammenspiel von Endometrioseherden, umgebendem Gewebe und Immunsystem im Fokus. Die Forschung zielt darauf ab, Organschäden und deren Ursachen zu entschlüsseln, um personalisierte Therapien zu entwickeln. Zudem könnten die Erkenntnisse neue Ansätze für Hormontherapien und Antikörperbehandlungen schaffen.
In den Forschungsverbünden ENDO-PAIN, ENDOFERT und HoPE sind wir als Vertretung der Betroffenenperspektive Projektpartner und werden zukünftig aus diesen Forschungsprojekten berichten.