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In den vergangenen Monaten wurden wir in der Endometriose-Beratung wiederholt nach den Möglichkeiten des innovativen Therapieansatzes HIFU (hochintensiver fokussierter Ultraschall) bei der Behandlung von Endometriose und vor allem Adenomyose gefragt. In diesem Artikel wollen wir einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu dieser Methode geben.
Was ist HIFU?
HIFU ist ein nicht-invasives Verfahren, bei dem gebündelte Ultraschallwellen zur gezielten Erwärmung und Zerstörung erkrankter Gewebe eingesetzt werden. Das Verfahren kann MRT- oder ultraschallgesteuert sein. Ziel der Behandlung ist, die betroffenen Bereiche so exakt wie möglich zu behandeln, während das umliegende gesunde Gewebe geschont wird. Die Therapie erfolgt ambulant oder stationär, kommt ohne Hautschnitt und Vollnarkose aus, ist laut Studienlage überwiegend gut verträglich und hinterlässt keine Narben. [1, 2] HIFU wird im gynäkologischen Bereich vor allem zur Behandlung von Myomen eingesetzt. Seit einiger Zeit hört und liest man auch von der Anwendung bei Adenomyose und bestimmten Formen von Endometriose.
Studienlage
Zunächst ist wichtig zu wissen, dass die Studienlage nach wie vor Lücken aufweist und die Anwendung des Verfahrens beispielsweise in Deutschland noch nicht flächendeckend verbreitet ist. In der aktuellen Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Endometriose und Adenomyose wird empfohlen, diese Behandlungsform ausschließlich im Rahmen weiterer Studien einzusetzen, da es bislang noch keine ausreichende Datenlage gibt. [3]
Bisherige systematische Übersichten und internationale Fallstudien geben Hinweise darauf, dass HIFU insbesondere bei Adenomyose über Monate hinaus zu einer teils deutlichen Linderung von Schmerzen, zu weniger Blutungen und einer verbesserten Lebensqualität führen kann. In den Fallberichten gaben Betroffene an, schon wenige Monate nach der Behandlung beschwerdeärmere Perioden gehabt zu haben, wobei der Effekt oft über ein Jahr hinaus spürbar war. Die kombinierte Behandlung mit hormonellen Therapieverfahren, z.B. einer Hormonspirale, zeigten noch bessere Ergebnisse als die alleinige Behandlung mit HIFU. [4]
Schwere Nebenwirkungen sind laut Studienlage selten. Leichte Beschwerden wie vorübergehende Schmerzen oder Hautrötungen wurden beschrieben, insgesamt zeigt sich jedoch ein gutes Sicherheitsprofil. [1]
Verfügbarkeit in Deutschland
In Deutschland ist HIFU zur Behandlung von Adenomyose und bestimmten Endometriose-Formen bislang einigen spezialisierten Klinikzentren vorbehalten. Für die Behandlung ist eine umfassende individuelle Diagnostik erforderlich, um die Eignung der jeweiligen Patientin zu prüfen.
Chancen und Grenzen
HIFU wird im Kontext Endometriose bislang v.a. bei Adenomyose, Endometriose-Herden an der Bauchdecke und teilweise bei tiefinflitrierender Endometriose (TIE) angewendet. Besonders der Erhalt der Gebärmutter macht HIFU für Adenomyose-Betroffene mit Kinderwunsch attraktiv. Schwangerschaften sind nach der Behandlung prinzipiell möglich. [5] Es muss aber je nach Einzelfall medizinisch genau abgewogen werden, ob eine solche Behandlung infrage kommt.
HIFU eröffnet möglicherweise neue Wege, die Lebensqualität von Adenomyose- und Endometriose-Betroffenen ohne versteckte Narben sowie mit der Chance auf Erhalt der Gebärmutterschleimhaut und Organfunktion zu steigern. Dennoch ist zu beachten: Gerade für Endometriose außerhalb der Gebärmutter, also in anderen Organen oder im Bauchraum, ist der HIFU-Einsatz aktuell noch kaum etabliert. Zudem fordern Fachgesellschaften mehr hochwertige Langzeitstudien, um die Therapie fest im Behandlungsalltag zu verankern.
Fazit
HIFU kann eine perspektivenreiche Option bei Adenomyose und in Einzelfällen auch bei Endometriose sein, vor allem, wenn andere Therapien nicht den gewünschten Erfolg bringen oder Organerhalt wichtig ist.
Besonders für Betroffene mit Kinderwunsch und Therapieversagen klassischer Strategien kann HIFU einen relevanten Unterschied machen. Wer sich für diese Methode interessiert, sollte sich gezielt an zertifizierte Zentren wenden und die individuelle Eignung besprechen.
Referenzen
- Santos Marques, Ana Luiza et. al. (2020). Is High-intensity Focused Ultrasound Effective for the Treatment of Adenomyosis? A Systematic Review and Meta-analysis. Journal of Minimally Invasive Gynecology, 27(2), 332-343.
- Ali, M., Elderiny, H., Abdelgalil, M., & Othman, A. (2024). Is high-intensity focused ultrasound a magical solution to endometriosis? A systematic review. Baylor University Medical Center Proceedings, 37, 625-637. https://doi.org/10.1080/08998280.2024.2352290
- AWMF-S2k-Leitlinie Nr. 015-045: Diagnostik und Therapie der Endometriose (2025).
- Zhao, T., Pang, L., Yang, L., Li, R., Fan, L., & Wen, Y. (2021). Efficacy of High-Intensity Focused Ultrasound Combined With GnRH-a for Adenomyosis: A Systematic Review and Meta-Analysis. Frontiers in Public Health, 9. https://doi.org/10.1007/s00404-022-06720-z.
- Chen, Y., Lin, S., Xie, X., Yi, J., Liu, X., & Guo, S. (2023). Systematic review and meta-analysis of reproductive outcomes after high-intensity focused ultrasound (HIFU) treatment of adenomyosis.. Best practice & research. Clinical obstetrics & gynaecology, 92, 102433 . https://doi.org/10.1016/j.bpobgyn.2023.102433.
