Neuropelveologie und ihre Bedeutung bei Endometriose

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Die Neuropelveologie ist ein relativ junges und hochspezialisiertes Fachgebiet der Medizin, das sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen der Beckennerven befasst. Dieser innovative Ansatz wurde von Professor Marc Possover begründet und hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen, insbesondere bei der Behandlung von komplexen Fällen der Endometriose.

Fokus auf Beckennerven

Die Neuropelveologie konzentriert sich hauptsächlich auf die Nerven im Beckenbereich, die bei verschiedenen Erkrankungen betroffen sein können. Bei Endometriose sind häufig das Nervengeflecht „Plexus Lumbosacralis“ oder der Ischiasnerv involviert, welche unter anderem zu Beschwerden im Becken sowie in den Beinen führen können. Diese Nervenstrukturen können durch Endometrioseherde beeinträchtigt werden, was zu einer Vielzahl von Symptomen führen kann.

Symbolbild Nerven
Symbolbild Nerven

Diagnostik und Behandlung

Neuropelveolog*innen sind speziell ausgebildete Ärzt*innen, die über fundierte Kenntnisse der komplexen Nervenstrukturen im Beckenbereich verfügen. Sie können über gezielte diagnostische Methoden wie gynäkologische und neurologische Untersuchungen, Ultraschall, MRT und EMG (Elektromyographie) Erkrankungen der Beckennerven teilweise präzise erkennen. Diese Möglichkeiten haben jedoch auch Grenzen. Es gibt teilweise sehr komplexe Fälle, in denen auch sehr erfahrene Expert*innen anhand der bildgebenden Diagnostik nicht eindeutig zuordnen können, wodurch die Beschwerden genau verursacht werden. Die Behandlungsansätze in der Neuropelveologie reichen von konservativen medikamentösen Therapien bis hin zu hochspezialisierten chirurgischen Eingriffen, die darauf abzielen, die Funktion der betroffenen Nerven wiederherzustellen und Schmerzen zu lindern. Besonders bei operativen Eingriffen an Nerven ist es wichtig, diese durch explizit geschulte Chirurg*innen vornehmen zu lassen. Es sollte also vorher deutlich besprochen werden, welche Möglichkeiten und Grenzen der oder die behandelnde Chirurg*in in diesem Feld hat.

Bedeutung für Endometriose-Patient*innen

Für Endometriose-Betroffene, insbesondere solche mit Beteiligung der Beckennerven, bietet die Neuropelveologie neue Hoffnung. Sie ermöglicht eine gezieltere Diagnostik und effektivere Behandlungsoptionen für Fälle, die mit herkömmlichen Methoden schwer zu therapieren sind. Dies kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern.

Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Trotz ihres großen Potenzials steht die Neuropelveologie vor einigen Herausforderungen. Die Anzahl der spezialisierten Ärzt*innen ist noch begrenzt, und nicht alle Endometriosezentren verfügen über Expert*innen auf diesem Gebiet. Zudem kann die Behandlung in spezialisierten Einrichtungen wie der Klinik von Prof. Possover in Zürich, bei der es sich um eine Privatklinik handelt, für viele Patient*innen aus finanziellen Gründen schwer zugänglich sein. Die Zukunft der Neuropelveologie sieht jedoch vielversprechend aus. Mit zunehmender Anerkennung und Weiterbildungsmöglichkeiten für Ärzt*innen wächst das Feld stetig. Es ist zu erwarten, dass in den kommenden Jahren mehr Endometriosezentren neuropelveologische Expertise anbieten werden, was die Versorgung von Patient*innen mit komplexen Beckennervenerkrankungen verbessern wird. Die Neuropelveologie stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Behandlung von Beckennervenerkrankungen dar. Durch die kontinuierliche Forschung und Weiterentwicklung dieses Fachgebiets eröffnen sich neue Möglichkeiten für Patient*innen, die bisher unter schwer behandelbaren Symptomen litten. Es bleibt zu hoffen, dass die Verfügbarkeit dieser spezialisierten Behandlung in Zukunft weiter zunehmen wird.