Sommerinterview mit
Kristine Lütke

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"Der Leidensdruck für betroffene Frauen ist enorm. Deshalb brauchen wir endlich mehr Aufklärung über Endometriose."

1. Warum engagieren Sie sich für die Interessen von Endometriose-Betroffenen?

Jede zehnte Frau ist von Endometriose betroffen - sie ist damit eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen und führt oftmals zu starken Schmerzen bei der Menstruation. Dennoch haben viele von dieser schmerzhaften Krankheit noch nie gehört. Weil Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen unzureichend aufgeklärt sind, dauert es vom Auftreten der Symptome bis zur Diagnose oft bis zu zehn Jahre. Der Leidensdruck für betroffene Frauen ist enorm. Deshalb brauchen wir endlich mehr Aufklärung über Endometriose. Damit können wir ein breites, gesellschaftliches Bewusstsein schaffen und der heimtückischen Krankheit den Kampf ansagen. Dafür engagiere ich mich gerne, denn klar ist: Wir lassen betroffene Frauen nicht allein!

2. Was haben Sie bereits getan, um die Situation von Endometriose-Betroffenen in Deutschland zu verbessern?

Unsere liberale Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat für die nächsten vier Jahre 20 Millionen Euro zur Erforschung von Endometriose bereitgestellt - ein echter Meilenstein! Zum Vergleich: In den letzten 20 Jahren sind bundesweit nicht einmal 500.000 Euro zur Erforschung von Endometriose ausgegeben worden. Darüber hinaus haben wir als Freie Demokraten auf unserem Bundesparteitag in diesem Jahr den Beschluss gefasst, die Situation von Endometriose-Betroffenen zu verbessern. Um das zu erreichen, brauchen wir unter anderem eine nationale Strategie gegen Endometriose mit konkreten Handlungsfeldern und Projekten nach dem Vorbild Frankreichs oder Australiens und die Einführung eines jährlichen Vaginal-Ultraschalls als zuzahlungsfreie Screeningleistung zur Früherkennung.

3. Welche Probleme sehen Sie, die auf politischer und gesellschaftlicher Ebene noch gelöst werden müssen?

Endometriose darf kein Tabuthema bleiben! Wir brauchen endlich mehr Aufklärung über die Erkrankung. Gerade in den Lehrplänen an Schulen spielt der Menstruationszyklus eine wichtige Rolle. Es muss jedoch die klare Botschaft vermittelt werden, dass übermäßige Schmerzen während der Menstruation eben nicht normal sind und eine Fachärztin oder ein Facharzt diese begutachten sollte. Neben der Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern und der Aufklärung und Information von Jugendlichen ist auch die Aufklärung der breiten Öffentlichkeit und des medizinischen Fachpersonals wichtig. Nur so kann Menstruation und damit auch Endometriose entstigmatisiert werden. Viel zu oft werden betroffene Frauen und Mädchen auch von Ärztinnen und Ärzten nicht ernst genommen.