Viele Betroffene kennen das Phänomen „Endobelly“ nur zu gut. Es handelt sich um ein weit verbreitetes Symptom bei Endometriose und zeigt sich vor allem durch einen Blähbauch, der teilweise extrem groß werden kann und dazu Schmerzen verursacht. Meist tritt der Endobelly in der zweiten Zyklushälfte auf. In einem aktuellen Artikel in der Fachzeitschrift „Frauenarzt“ erläutert Frau Prof. Dr. Mechsner [1] den bisherigen Kenntnisstand zu den möglichen Ursachen dieses Symptoms. Die zentralen Aussagen möchten wir mit diesem Text an Sie weitergeben.
Zunächst sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass es noch keine umfassende Erklärung für das Auftreten des Endobelly gibt und noch sehr viel mehr Forschung betrieben werden muss, um dieses komplexe Geschehen zu begreifen und gezielt behandeln zu können. Dennoch gibt es bereits einige Hinweise darauf, wie diese Symptomatik zustande kommen könnte.
In dem Artikel werden drei mögliche Einflussfaktoren beschrieben:
Die Darmflora (Mikrobiom)
Die hormonelle Regulation der Darmaktivität
Das Enterische Nervensystem (ENS) – Das sogenannte „Darm-Gehirn“
Die Darmflora und das Immunsystem stehen in einer engen wechselseitigen Beziehung. Endometriose-Herde stehen ebenfalls mit einer erhöhten Immun- und Entzündungsreaktion in Verbindung. Es besteht möglicherweise ein gegenseitiger Einfluss zwischen einem Ungleichgewicht der Darmflora, Immun- und Entzündungsreaktionen und Endometriose-Herden. Die genauen Ursache-Wirkungs-Beziehungen sind bislang nicht abschließend geklärt.
Für eine hormonelle Regulation der Darmaktivität und genderspezifische Unterschiede der Darmfunktion sowie bei Ausprägungen von Darmerkrankungen wie z.B. dem Reizdarmsyndrom gibt es zahlreiche Belege. Es scheint dadurch sehr naheliegend, dass auch durch Endometriose sowohl eher unspezifische als auch so spezielle Phänomene wie der Endobelly begünstigt werden. Besonders das zyklische Auftreten des Symptoms könnte dadurch erklärt werden.
Ähnlich wie bei den Nervenfasern im Gehirn, gibt es auch im Enterischen Nervensystem Andockstellen für Hormone, die im Menstruationszyklus eine Rolle spielen. Die Funktionalität des Darms kann also innerhalb des Zyklus verschiedenen hormonellen Einflüssen unterliegen. Studien deuten auf Veränderungen des ENS bei Endometriose hin, die einen Teil der Ursache für den zyklischen Blähbauch darstellen könnten.
Abschließend wird im Artikel noch auf den Einfluss von Ernährung auf Endometriose eingegangen. Auch dazu ist die Studienlage unzureichend. Erfahrungswerte von Betroffenen weisen jedoch darauf hin, dass einige Aspekte der Ernährung eine Verbesserung verschiedener Endometriose-Symptome – den Endobelly eingeschlossen – haben können. Dazu gehören eine antientzündliche Ernährung, möglichst wenig Zucker und Gluten, eine überwiegend pflanzliche und ballaststoffreiche Ernährung sowie eine ausreichende Zufuhr von antioxidativen Stoffen: Vitamin C, E, A und D sowie Selen und Zink.
Der Endobelly ist also ein speziell bei Endometriose auftretendes Symptom, das nicht so ohne Weiteres mit anderen Beschwerden des Magen-Darm-Traktes gleichgesetzt werden kann und von Ärzt*innen und anderen Behandler*innen ernst genommen werden sollte. Durch bestimmte Ernährungsumstellungen können die Beschwerden in vielen Fällen gelindert werden.
Referenzen
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Mechsner, Sylvia (2023). Was ist ein Endobelly? Frauenarzt, 64 (8), 496-500.
Das Team unserer Beratungsstelle steht Ihnen sehr gern im Sinne der „Hilfe zur Selbsthilfe“ zur Seite.
Wichtiger Hinweis:
Wir informieren auf unseren Webseiten aus Sicht unserer Selbsthilfe-Vereinigung über Endometriose und Adenomyose.
Wir sind keine Ärztinnen oder Ärzte. Bei Fragen zu Ihrer Krankheit sprechen Sie bitte mit einer Ärztin oder einem Arzt.
Überprüft und aktualisiert: 2023