Politischer Durchbruch im Saarland: Endometriose im Fokus!

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Großes entsteht im Kleinen – Das Saarland bewegt sich!

Das Saarland macht sich nun auf den Weg, geschlechtersensible Medizin in der Gesundheitspolitik zu stärken. Hierbei geht es auch grundlegend darum, Endometriose zu entstigmatisieren, die Forschung ausbauen und die Versorgung von Betroffenen zu verbessern. Durch die kontinuierliche politische Lobbyarbeit der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V., die im Saarland durch Eva Walle (Co-Leitung Arbeitsgruppe Endo.Politisch.Aktiv. und Beisitzerin des Vorstands) vertreten wird, bewegt sich einiges. Wir verbessern die Situation für Betroffene nachhaltig, langfristig und wirksam.

Am 19. März verabschiedete der Saarländische Landtag mit den Stimmen der SPD- und der CDU-Fraktion einen Antrag, um geschlechtersensible Medizin und Forschung zu stärken, Endometriose zu entstigmatisieren, und die Versorgung von Betroffenen zu verbessern. Die SPD-Landesregierung verankert zudem die Stärkung der geschlechtersensiblen Gesundheitsversorgung als ein Handlungsfeld in der Gleichstellungsstrategie.

Übergabe des Vorschlagspapiers für eine Nationale Endometriose-Strategie (v.l. Damhat Sisamci SPD, Eva Walle) © Oliver Dietze
35. Plenarsitzung des Saarländischen Landtags in der 17. Wahlperiode Sitzung am 19.03.2025.

Foto: Oliver Dietze
35. Plenarsitzung des Saarländischen Landtags in der 17. Wahlperiode Sitzung am 19.03.2025. © Oliver Dietze
Im Gespräch zum Vorschlagspapier für eine Nationale Endometriose-Strategie (v.l. Reka Klein SPD, Anja Wagner-Scheid CDU, Damhat Sisamci SPD, Eva Walle, Prof. Dr. Frank Kirchhoff Leiter CGBM, Eva Groterath Vorsitzende Frauenrat Saarland)

Foto: Oliver Dietze

Dieser Plenarsitzung und den daraus resultierenden wichtigen Entscheidungen sind zahlreiche Gespräche mit Politik, medizinischen Institutionen und Verbänden vorausgegangen, die die Grundlage für den Antrag der SPD- und CDU-Landtagsfraktionen gebildet haben. Nur durch die kontinuierliche Beharrlichkeit und das Engagement unserer Ehrenamtlichen wurde dies ermöglicht.
Konkret wurden folgende Punkte beschlossen, die die Landesregierung umsetzen wird:

  1. Die Gesundheitsberichterstattung des Saarlandes in Bezug auf das Thema Gender Data Gap ist weiter zu schärfen und öffentlich zugänglich zu machen.
  2. Die Aktivitäten zur Förderung der geschlechtersensiblen Medizin – zusammen mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst, der Ärzteschaft und den im Saarland vorhandenen
    Forschungseinrichtungen – ist auszubauen und das Wissen in Fachkreisen weiterzugeben.
  3. Es sind Maßnahmen zur Aufklärung und Information zum Thema Endometriose und anderen geschlechtersensiblen Gesundheitsthemen in der Bevölkerung anzubieten, insbesondere an Schulen.
  4. Die Landesregierung setzt sich auf Bundesebene für eine Entstigmatisierung von Endometrioseerkrankten ein und wird eine entsprechende Bundesratsinitiative zu Endometriose einzubringen.
  5. Die Landesregierung setzt sich in Bezug auf das Thema der geschlechtersensiblen Medizin, aber auch auf das Thema Endometriose, für die Anpassung von Lehrplänen in allen akademischen und nicht akademischen Gesundheitsberufen ein.
  6. Die Landesregierung wird auf die Bundesregierung einwirken mit dem Ziel, eine langfristig angelegte Endometriose-Strategie auf den Weg zu bringen, die unter anderem Maßnahmen zur Verbesserung der medizinischen Behandlung, die Festlegung einer angemessenen Vergütung von Ärzten und Ärztinnen, zur Unterstützung bei Kinderwunschbehandlungen und eine Aufklärungskampagne (insbesondere auch für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber) enthält.
  7. Die Landesregierung wird auf die Bundesregierung einwirken mit dem Ziel, die Approbationsordnung der Ärztinnen und Ärzte sowie – wenn möglich – auch die Ausbildung anderer Heilberufe für den grundlagenwissenschaftlichen, den klinischen und den übergeordneten kompetenzbezogenen Prüfungsstoff, um Aspekte der geschlechtersensiblen Medizin zu erweitern. Auf diese Weise soll Studierenden schon frühzeitig die Bedeutung der geschlechtersensiblen Medizin vermittelt werden.

Die gesamte Plenarsitzung kann hier angeschaut werden: https://youtu.be/LU5Pc-71qvk?feature=shared

Der gemeinsame Antrag von SPD und CDU im Saarland befindet sich hier.

35. Plenarsitzung des Saarländischen Landtags in der 17. Wahlperiode Sitzung am 19.03.2025. © Eva Walle
35. Plenarsitzung des Saarländischen Landtags in der 17. Wahlperiode Sitzung am 19.03.2025. v. l. Eva Groterath, Reka Klein, Damhat Sisamci, Monika Wagner, Anja Wagner-Scheid, Dr. Magnus Jung, Christina Baltes, Pascal Conigliaro, Sandra Quinten, Sevim Kaya-Kadarag, Dr. Askin Kaya, Eva Walle, Prof. Dr. Julia Radosa, Prof. Dr. Kirchhoff. Foto: Dominique Odar

Am Beispiel der Endometriose zeigt sich, wie wichtig eine geschlechtersensible Prävention und medizinische Versorgung für Betroffene ist.

Zum Hintergund: Traditionell gilt in der Medizin der männliche Körper als Norm und Frauenkörper gelten durch Hormonschankungen und Schwangerschaften oft als „zu kompliziert”. Dadurch weist medizinische Forschung häufig große Lücken auf. Diagnosen und Krankheitsverläufe werden an männlichen Symptomen gemessen. Medikamentenstudien werden auf den männlichen Körper abgestimmt. Und Krankheiten, die meistens oder ausschließlich Frauen betreffen, werden häufig viel zu spät erkannt, darunter auch Endometriose und Adenomyose.

Die Folge: Frauen erhalten häufiger Fehldiagnosen, unzureichende oder falsche Therapien und werden oft unbehandelt wieder nach Hause geschickt. Erst seit den 1990ern gibt es ein Umdenken, aber der Weg ist noch lang. Damit sich wirklich etwas ändert, braucht es mehr Forschung mit Fokus auf genderspezifische Gesundheit und eine Medizin, die endlich alle mitdenkt.

Das Zentrum für geschlechtsspezifische Biologie und Medizin (CGBM) und das Endometriosezentrum am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg leisten hier bereits wertvolle Arbeit.

Durch den Ausbau weiterer Versorgungsstrukturen könnte das Saarland bundesweit die führende Rolle in der Behandlung von Endometriose ausbauen. Jetzt ist die Zeit für Fortschritt! Für bessere Forschung, für schnellere Diagnosen und für eine langfristige bundesweite Endometriose-Strategie! Gehen wir es an – gemeinsam!