Yoga bei Endometriose – mehr als nur Bewegung

Bei komplementären Ansätzen in der Endometriose-Behandlung stehen Ziele im Vordergrund, die Symptome reduzieren, die Schmerzen verringern und das Wohlbefinden physisch und psychisch wiederherstellen oder stärken. Betroffene können durch das eigene Tun in ihrer Selbstwirksamkeit gestärkt werden. Wir möchten hier Yoga als einen Baustein aufzeigen, der einen Weg zum individuellen Umgang mit der Erkrankung darstellen kann.

Die Wurzeln des Yoga

Yoga in seinen Ursprüngen ist ein ganzheitlicher Übungsweg, der viele Fragen des menschlichen Lebens umfasst. Die Wurzeln dieses Übungsweges sind in altindischen Weisheits- und Lebenslehren zu finden. Es sind Schriften wie die Bhagavad-Gita, die Upanishaden und das Yoga-Sutra von Patanjali. Die älteste Form der Yoga-Praxis ist die Meditation. Die Körperübungen (āsana) entstanden erst im Laufe der Zeit. Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig im Yoga auch die Arbeit auf geistiger und emotionaler Ebene ist, denn erst diese führt im Sinne der Lehre zu einem Leben in Balance und Wohlbefinden.

Yoga heute

Heute steht Yoga häufig alleinig in Verbindung mit der körperlichen Übung. Durch seine weitreichenden Wirkungen – nicht nur auf körperlicher Ebene, sondern auch geistig sowie emotional – bietet sich dieser Übungsweg, auch über das rein physische Anliegen nach mehr Bewegung, an. Yoga kann einen ganz persönlichen Weg ermöglichen, insbesondere im Umgang mit einer chronischen Erkrankung, und das erkennen immer mehr Menschen.

Die Endo-App hat Endometriose-Betroffene gefragt, wie viele Yoga nutzen, um ihre Symptome zu lindern. 60 % der Teilnehmenden haben in der Umfrage Yoga zur Linderung der Endometriose ausprobiert (n=1.046). Davon berichten 47%, dass Yoga hilfreich bis sehr hilfreich ist1. Was wissen wir darüber, wie Yoga wirkt?

Weniger Schmerzen, mehr Lebensqualität

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von klinischen Studien, die positive Effekte einer regelmäßigen Yoga-Praxis feststellen. Die Studien weisen sehr deutlich darauf hin, dass Yoga sowohl präventiv als auch im therapeutischen Kontext positiv wirkt2. Besonders hervorzuheben sind dabei Ergebnisse einer RCT-Studie (Goldstandard in der Wissenschaft), die das Schmerzempfinden und die Lebensqualität von Frauen mit chronischen Unterbauchschmerzen untersuchte. Diese Frauen erhielten über acht Wochen ein auf die Symptomatik angepasstes Yoga-Programm bestehend aus āsana (Körperübungen), prāṇāyāma (Atemübungen) und Meditation. Im Vergleich zur Kontrollgruppe, die keine Intervention erhielt, nahm das Schmerzempfinden signifikant ab sowie die Lebensqualität signifikant zu3. Auch weitere Untersuchungen deuten auf die positive Wirkung einer Yoga-Praxis hin 4,5. Aber was verändert sich genau?

Wie wirkt eine ganzheitliche Praxis?

In einer weiteren Studie wurden Teilnehmende nach einem acht wöchigen Programm qualitativ interviewt, um nach Ebenen der Veränderungen zu fragen. Neben der Reduzierung von Schmerzen im Beckenraum durch gezielte Übungen war für viele Frauen insbesondere das Erlernen von Atemtechniken hilfreich, um in akuten Schmerzsituationen mit der Atmung gegensteuern zu können. Darüber hinaus beschrieben sie, dass meditative Aspekte einer Yoga-Praxis eine Introspektion schufen, welche wiederum die Selbstreflexion anregte und Selbstfürsorge stärkte. Auch das gemeinschaftliche Erleben in einer Gruppe und der anschließende Austausch mit Betroffenen wurden als hilfreich benannt6.

Übungen auf allen Ebenen

Diese Ergebnisse zeigen, dass ein Yoga-Praxis, die alle Ebenen anspricht (Körper, Geist und Seele), einen positiven Beitrag zu unterschiedlichen Facetten der Krankheitsbewältigung leisten kann. Eine allumfassende Behandlung, so wie immer stärker gefordert, sollte Yoga unbedingt einschließen. Wie zuvor erwähnt: Yoga ist ein Übungsweg, der einen persönlichen Entwicklungsprozess ermöglichen kann. Dafür ist das Vertrauen zur Yoga-Lehrerin oder Yoga-Lehrer besonders wichtig, es lohnt sich unterschiedliche Stile und Lehrer*innen auszuprobieren.

Zum Ausprobieren

Unsere Aktion „Walk and Run for Endo“ ist gestartet. Dabei sammeln Endometriose-Betroffene und andere Laufbegeisterte Kilometer und machen auf Endometriose aufmerksam.
Im Rahmen dieser Aktion bieten wir gemeinsam mit Yogalehrerin Michaela Hupf am 04. März von 19:00-20:00 Uhr eine Yoga-Einheit an. Mehr zur Veranstaltung hier.

In unserer Broschüre Diagnose Endometriose. Was jetzt? findet sich ab Seite 33 eine kleine Sammlung an möglichen Körperübungen (āsana).

Literatur

1 https://endometriose.app/symptome/measures/detail/yoga (Zugriff am 31.01.2024).

2 Cramer, H. (2019). Yoga in Prävention und Therapie. Eine wissenschaftliche Bestandsaufahme. Göttingen: BDY.

3 Saxena R, Gupta M, Shankar N, Jain S, Saxena A. Effects of yogic intervention on pain scores and quality of life in females with chronic pelvic pain. Int J Yoga. 2017 10(1):9-15.

4 Gonçalves AV, Barros NF, Bahamondes L. The Practice of Hatha Yoga for the Treatment of Pain Associated with Endometriosis. J Altern Complement Med. 2017 Jan;23(1):45-52. doi: 10.1089/acm.2015.0343.

5 Ravins I, Joseph G, Tene L. The Effect of Practicing „Endometriosis Yoga“ on Stress and Quality of Life for Women with Endometriosis: AB Design Pilot Study. Altern Ther Health Med. 2023 Apr;29(3):8-14.

6 Gonalves AV, Makuch MY, Setubal MS, Barros NF, Bahamondes L. Eine qualitative Studie zur Praxis des Yoga für Frauen mit schmerzassoziierter Endometriose. J Altern Complement Med. 2016 Dez;22:21:977-982.