Was ist Endometriose?

Endometriose ist eine gutartige, jedoch chronisch verlaufende Erkrankung. Bei Endometriose wächst Gewebe, welches der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter. Dieses Gewebe siedelt sich bspw. an den Eierstöcken, im Bauch- und Beckenraum, am Darm oder Bauchfell an. Endometriose-Gewebe verfügt über die Eigenschaft, prinzipiell an jeder Stelle des Körpers wachsen zu können. In einigen Fällen kann es auch außerhalb des Bauchraumes, z. B. in der Lunge, vorkommen.
Endometriose in einfacher Sprache:
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What is Endometriosis?
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Endometriozis nedir?

Allgemeines zu Endometriose

Endometriose ist – nach Myomen (Wucherungen in der Muskelschicht der Gebärmutter) – die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung [4]. An Endometriose können Mädchen und Frauen erkranken, sowie Personen, die sich nicht als Mädchen oder Frau fühlen, aber mit einer Gebärmutter geboren wurden. In wenigen Einzelfällen wurde Endometriose auch bei Männern im Rahmen einer Prostatakrebs-Behandlung gefunden.

Endometriose äußert sich sehr unterschiedlich, deshalb wird sie auch als „Chamäleon der Gynäkologie“ bezeichnet. Manche Betroffene haben keine Beschwerden und auch keinen Behandlungsbedarf. Das trifft jedoch nicht auf alle zu. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen muss von einem dauerhaften Therapiebedarf ausgegangen werden. Viele Betroffene leiden unter chronischen Schmerzen und vielen weiteren Symptomen.

Eine weit verbreitete Folge der Endometriose ist die eingeschränkte Fruchtbarkeit. Bei 40 bis 50% der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, ist Endometriose die Ursache [3, 5].

Da Endometriose sich auf den Hormonhaushalt und das Immunsystem auswirkt, wird sie auch als systemische Erkrankung angesehen, die interdisziplinär, von Ärzt*innen verschiedener Fachrichtungen behandelt werden sollte. Die Ursachen für Endometriose sind noch ungeklärt. Die verschiedenen Theorien zur Entstehung von Endometriose konnten bislang noch nicht wissenschaftlich bestätigt werden. Daher gibt es nach aktuellem Stand auch keine Behandlung, mit der Endometriose ursächlich geheilt werden kann.

Entsprechend sind auch die Prozesse der Bildung und Aufrechterhaltung der Endometriose-Herde nicht abschließend belegt. Eine gängige Erklärung ist, dass Endometriose-Gewebe außerhalb der Gebärmutter – wie die Gebärmutterschleimhaut – auf bestimmte Hormone reagieren kann und sich mit dem Menstruationszyklus periodisch auf- und wieder abbaut und blutet. Allerdings kann das mit der Blutung abgestoßene Gewebe den Körper nicht verlassen. Es staut sich im Körper, z. B. in der Bauchhöhle, in Form von Endometriose-Herden. Endometriose-Gewebe an den Eierstöcken zeigt sich in der Bildung von Zysten, die aufgrund der Einblutungen auch „Schokoladenzysten“ genannt werden. Diese Prozesse führen zu chronischen Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen der betroffenen Gewebe. Das kann sehr starke Schmerzen verursachen – nicht nur während der Menstruation. Endometriose-Herde können – obwohl sie als gutartig kategorisiert werden – in anderes Gewebe hineinwachsen und so bleibende Schäden an Organen, wie dem Darm oder den Eileitern, verursachen. [7]

Anatomie des Frauenkörpers

Die Krankheitssymptome einer Endometriose können bereits in der Pubertät mit der ersten Menstruation auftreten und bis zu den Wechseljahren und auch darüber hinaus bestehen bleiben. Die höchste Wahrscheinlichkeit zum Auftreten einer Endometriose liegt im Alter von 35 bis 45 Jahren [1, 2]. Schätzungsweise sind zwischen 8 und 15 Prozent aller Mädchen* und Frauen* betroffen – das sind in Deutschland ca. 2 Millionen Menschen. Die WHO geht von weltweit ca. 190 Millionen Betroffenen aus. Zusätzlich werden jährlich bis zu 40.000 Neuerkrankungen in Deutschland registriert [6].

Die Gesundheitsberichterstattung des Bundes stellt regelmäßig aktuelle Zahlen zu Endometriose zur Verfügung (Suchwort N80).

Trotz der hohen Verbreitung und der gravierenden Auswirkungen wird Endometriose gesellschaftlich zu wenig wahrgenommen. Sehr viele Betroffene haben vor ihrer Diagnose noch nie von Endometriose gehört.

Symptome

Die durch eine Endometriose verursachten Symptome sind sehr vielgestaltig, was die Diagnose oft erschwert. Starker Menstruationsschmerz ist ein sehr häufiges Symptom. Jedoch können die Schmerzen zyklusabhängig sowie zyklusunabhängig auftreten. Endometriose kann im ganzen Körper Schmerzen verursachen.

Endometriose-Symptome

Oft beschriebene Beschwerden und Symptome sind:

  • starke, oft krampfartige Schmerzen vor und während der Menstruation

  • wiederkehrende Schmerzen im Unterbauch, besonders in der zweiten Hälfte des Monatszyklus

  • periodenunabhängige Unterbauchschmerzen

  • Zwischenblutungen und starke Menstruation

  • Schmerzen im Bauch und Rücken

  • Schmerzen bei der vaginalen Penetration oder danach

  • Schmerzen bei gynäkologischen Untersuchungen

  • Schmerzen beim Stuhlgang und/oder Urinieren

  • zyklische Blutungen aus Darm und/oder Blase

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Blähungen, Durchfall, Verstopfung

  • unerfüllter Kinderwunsch

Verbunden mit diesen Symptomen können sein:

  • Müdigkeit, Erschöpfung und Fatigue

  • vermehrtes Auftreten von Allergien und anderen Autoimmunerkrankungen

  • erhöhte Infektanfälligkeit während der Menstruation

Es gibt allerdings ebenso Betroffene, die gar keine Beschwerden verspüren. In diesem Fall gibt es auch keinen Behandlungsbedarf.

Diagnose

Vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnosestellung vergehen im Durchschnitt siebeneinhalb Jahre, bei Patient*innen mit unerfülltem Kinderwunsch sind es etwa drei Jahre, bei Schmerzpatient*innen bis zu zehn Jahre!

Fehldiagnosen – zum Beispiel Entzündungen der Eierstöcke, psychogene Beschwerden oder Prämenstruelles Syndrom (PMS) – werden häufiger gestellt als die richtige Diagnose. Das liegt unter anderem daran, dass Endometriose eine sehr vielgestaltige Erkrankung ist und die Beschwerden unterschiedlich stark ausgeprägt sowie verschiedene Organe des Körpers betroffen sein können.

Für die Diagnosestellung steht an erster Stelle ein ausführliches Anamnesegespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Die Art sowie das zeitliche und örtliche Auftreten der Beschwerden geben erste Hinweise und bestimmen das diagnostische Vorgehen.

Behandlung

Endometriose ist eine chronisch verlaufende Krankheit und hat eine hohe Rezidivrate, was bedeutet, dass nach einer operativen Entfernung der Endometriose-Herde diese erneut entstehen können.

Das heißt aber nicht, dass Betroffene der Erkrankung hilflos ausgeliefert sind. Es gibt eine Reihe von Therapiemöglichkeiten, die die Beschwerden lindern können. Welche zu Ihnen passt, hängt von vielen Bedingungen ab. Ausschlaggebend für die Behandlung sind das Ausmaß der Beschwerden und die Einschränkungen durch die Endometriose sowie Ihre persönlichen Behandlungsziele.

Generell gibt es zwei übergeordnete Behandlungswege: die medikamentöse und die operative Therapie. Diese werden durch zahlreiche komplementäre Therapiemöglichkeiten ergänzt.

In jedem Fall ist die Wahl der für Sie passenden Ärztin bzw. des passenden Arztes ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung. Die Suche nach einer geeigneten Behandlerin oder einem geeigneten Behandler gleicht für sehr viele Endometriose-Patient*innen einer Odyssee. Welche Ärztin oder welcher Arzt passend ist, hängt von vielen Faktoren ab, z. B. vom Beschwerdebild, den eigenen Behandlungsvorstellungen, der Persönlichkeit der Beteiligten und vielem mehr.

In Deutschland gibt es ca. 100 auf die Behandlung von Endometriose spezialisierte medizinische Einrichtungen – darunter auch spezialisierte Kinderwunschzentren und Reha-Kliniken.

Endometriose-Beratung

Unsere Endometriose-Beratungsstelle für Betroffene und Angehörige arbeitet bundesweit und unabhängig. Sie werden kostenlos zu Fragen rund um Endometriose beraten. Mitglieder unserer Vereinigung können zusätzlich unsere sozialrechtliche Beratung sowie eine individuelle, beratende Begleitung in Anspruch nehmen. Um einen Termin für eine Telefon- oder Videoberatung zu vereinbaren, rufen Sie uns gern an.

Sie erreichen uns:

Mo, Di, Do, Fr: 10:00 - 12:00 Uhr
Mi: 16:00 - 18:00 Uhr
unter der Telefonnummer: 0341 – 30 65 304
oder jederzeit per E-Mail unter info@endometriose-vereinigung.de

Endometriose-Selbsthilfe

Endometriose beeinflusst viele Lebensbereiche. Um den Alltag mit Endometriose zu meistern, hilft es, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Selbsthilfe wirkt! Die Endometriose-Vereinigung Deutschland vermittelt Kontakte zu lokalen und virtuellen Selbsthilfegruppen.

Weiterführende allgemeine Informationen zu Endometriose:

Die ärztliche Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Endometriose beschreibt die aktuellen Standards in der Diagnostik und Behandlung der Endometriose aufgrund evidenzbasierter Ergebnisse.

Allgemeine Informationen über Endometriose hat auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIQ) zusammengestellt.

Wichtiger Hinweis:

Die auf unserer Webseite veröffentlichten Informationen stellen keinen Ersatz für professionelle Beratungen durch Ärzt*innen dar. Unsere Seiten informieren aus Sicht unserer Selbsthilfe-Vereinigung über Endometriose und damit verbundene Themen. Die Inhalte sind nicht zur selbständigen Diagnostizierung, Therapie oder Veränderung einer Behandlung geeignet. Wenn Sie Fragen zu Ihrer Krankheit haben, sprechen Sie bitte mit einer Ärztin oder einem Arzt.

Überprüft und aktualisiert: 2023

Referenzen

  1. Abbas, Sascha; Ihle, Peter; Köster, Ingrid; Schubert, Ingrid (2012). Prevalence and incidence of diagnosed endometriosis and risk of endometriosis in patients with endometriosis-related symptoms: findings from a statutory health insurance-based cohort in Germany. European Journal of Obstetics and Gynecology and Reproductive Biology, 160(1), 79–83.

  2. Eisenberg, VH; Weil, C; Chodick, G; Shalev, V. (2017). Epidemiology of endometriosis: a large population-based database study from a healthcare provider with 2 million members. BJOG, 125(1), 55–62.

  3. Lamceva, Jelizaveta; Uljanovs, Romans; Strumfa, Ilze (2023). The Main Theories on the Pathogenesis of Endometriosis. International Journal of Molecular Sciences, 24(5), 42–54.

  4. Mettler, Liselotte; Schmutzler, Andreas (2007). Endometriose. In: Diedrich, Klaus u.a. (Hrsg.) Gynäkologie und Geburtshilfe. Springer-Lehrbuch. Springer: Berlin, Heidelberg.

  5. Meulemann, Christel et al. (2009). High prevalence of endometriosis in infertile women
    with normal ovulation and normospermic partners. Fertility and Sterility 92(1), 68–74.

  6. Robert-Koch-Institut (Hrsg.) (2020). Gesundheitsberichterstattung des Bundes – Gemeinsam getragen von RKI und Destatis. Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland. Berlin. 74–76.

  7. Ulrich, Uwe Andreas (2023). Die Darstellung der Erkrankung. In: Becherer, E. und Schindler, A. E. (Hrsg.). Endometriose ganzheitlich verstehen und behandeln. Ein Ratgeber (4., erweiterte und überarbeitete Auflage).