Katharinas Geschichte

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Kathy

Mein Name ist Katharina, ich bin im Oktober 1988 geboren und wohne in Osnabrück. 

Seit meiner Schulzeit haben mich Bauchschmerzen und Stuhlentleerungsstörungen begleitet. Bereits im Schulalter war ich beispielsweise vom Sportunterricht befreit und hatte viele Fehltage.

Während meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin habe ich den stressigen Stationsalltag nur mit vielen Medikamenten gegen Durchfall und Übelkeit überstanden – Reizdarmsyndrom hieß es damals. Auch nach meinem Examen im Krankenschwesteralltag glänzte ich bei verschiedenen Arbeitgebern immer wieder mit Arbeitsunfähigkeit.

2014 habe ich meine Hormone abgesetzt, mit dem Hintergrund schwanger zu werden. Meine Beschwerden wurden stärker, zwischenzeitlich habe ich zyklisch aus dem Darm geblutet. Wirklich wahr genommen habe ich dies aber auch erst im Dezember 2015 und bin direkt mit meinem Verdacht der Endometriose zu meinem Gynäkologen gefahren.

Dieser wies mich ohne Untersuchung, mit einer Einweisung und den Worten „Frau Wittek, Sie haben ganz sicher Darmkrebs. Gehen Sie bitte in die nächste Notaufnahme.“ ab. Wäre ich zu diesem Zeitpunkt nicht schon lange im medizinischen Bereich tätig gewesen, wäre ich wahrscheinlich in Tränen ausgebrochen und seinem Auftrag nachgekommen.

Stattdessen habe ich das komplette Jahr 2016 mit Diagnostik verbracht – mehrere Darm- und Enddarmspiegelungen, MRTs und CTs. Bis dann im Januar 2017 die große Sanierung folgte. Diese Operation fiel größer aus als geplant und hat mich komplett aus meinem alten Leben geworfen. Die Monate danach konnte ich weder alleine meine Einkäufe tätigen noch ohne Schmerzen die Wohnung saugen.

Die von mir auf den Weg gebrachte Rehabilitationsmaßnahme war dringend notwendig und hat mir sehr gutgetan. Ich fing daraufhin mit Crossfit an, kam über eine Reha-Freundin auf die Endometriose-Vereinigung Deutschland, wurde Mitglied und habe 2019 meine erste Jahrestagung in Ratzeburg besucht.

Im Mai 2019 gründete ich das Endometriose Netzwerk Osnabrück, weil ich anderen Betroffenen eine sichere Plattform zum Austausch geben wollte und ihnen auch zeigen wollte, dass sie mit den teilweisen respektlosen Worten der Mediziner nicht alleine darstehen. Zudem habe ich darüber hinaus auch aktive Aufklärung über Endometriose bei den niedergelassenen Gynäkolog*innen in Osnabrück betrieben.

Ebenfalls 2019 habe ich begonnen mich bei der Endometriose-Vereinigung Deutschland zu engagieren. Damals habe ich die Zertifizierungen in den Kliniken unterstützt. Heute bin ich als Teil des Vorstands tätig und kann als Selbsthilfegruppenbegleitung meine Leidenschaft für die Aufklärung über Endometriose so weiter fortführen.

In meinen geliebten Job als Krankenschwester in der Notaufnahme konnte ich aufgrund der Auswirkungen der Endometriose und der Operation nicht wieder zurück. Jedoch arbeite ich seit einigen Jahren Vollzeit als Medizinproduktberaterin, kann mein Wissen mit meinen Patienten teilen und habe kaum noch Fehlzeiten aufzuweisen.

Wenn ich euch eines mitgeben darf: Endometriose ist zurzeit nicht heilbar. Aber ihr könnt von den Erfahrungen anderer profitieren. Vergleicht euch nicht. Wir sind alle individuell. Genau so individuell wie die Erkrankung eines jeden. Aber nehmt euch Ideen aus dem Austausch untereinander mit und guckt, ob diese zu euch und eurem Lebensstil passen. Niemand wird an eure Tür klopfen und euch euren perfekten Weg im Umgang mit der Krankheit präsentieren.

Gemeinsam sind wir stärker 💪🏼