Überarbeitung der S2k-Leitlinie Endometriose

S2k-Leitlinie Endometriose – Was ist das?

„Leitlinien sind systematisch entwickelte Aussagen, die den gegenwärtigen Erkenntnisstand wiedergeben, um die Entscheidungsfindung von Ärzt*innen sowie Angehörigen von weiteren Gesundheitsberufen und Patient*innen/Bürger*innen für eine angemessene Versorgung bei spezifischen Gesundheitsproblemen zu unterstützen.“[1] Diese etwas sperrige Definition für medizinische Leitlinien findet sich auf der Webseite der AWMF. Die AWMF, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., ist als Institution mit dem Vorantreiben und der Koordination der Leitlinienentwicklung beauftragt. Zur besseren Verständlichkeit hier noch eine simplere Definition von Leitlinien: „Leitlinien geben Empfehlungen, wie eine Erkrankung festgestellt und behandelt werden sollte. Sie richten sich vor allem an Ärztinnen und Ärzte, aber auch an Pflegekräfte und andere Fachleute im Gesundheitswesen.“[2]

Auch für das Krankheitsbild der Endometriose existiert eine solche Leitlinie: „Diagnostik und Therapie der Endometriose“. Ziel der Leitlinie ist es, Handlungsempfehlungen für die Beratung und Therapie von Betroffenen mit diagnostizierter – oder mit Verdacht auf – Endometriose zu geben. Die Leitlinie soll es den behandelnden Ärzt*innen im klinischen Alltag ermöglichen, Maßnahmen fundiert nach dem aktuellen Stand besprechen und vereinbaren zu können.[3]

Welchen Status hat die S2k-Leitlinie Endometriose aktuell?

Die Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“ existiert bereits seit 2006 und wurde seither in regelmäßigen Abständen weiterentwickelt. Die letzte Überarbeitung erfolgte in den Jahren 2019 und 2020, woraufhin die aktuelle Leitlinie mit Stand August 2020 veröffentlicht wurde. Wesentliche Neuerungen in dieser Version waren die systematische Literaturanalyse und die strukturierte Konsensfindung. Die aktuelle Leitlinie umfasst 28 Statements und 49 Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der Endometriose.[4]

Nachdem die Gültigkeit der Leitlinie offiziell im August 2023 abgelaufen war, wurde die Überarbeitung der Leitlinie gemäß den regulären Prozessen angestoßen. Zwischenzeitlich wurde die aktuelle Version der Leitlinie durch das Leitliniensekretariat inhaltlich geprüft. Als Ergebnis dieser Prüfung wurde die Gültigkeit der Leitlinie bis 31.08.2025 verlängert. Auf diese Weise wird der Zeitraum, bis die aktualisierte Leitlinienversion zur Verfügung steht, überbrückt.[5] Dabei handelt es sich um ein gängiges Vorgehen, das auch in der Leitlinie selbst beschrieben ist.[6] Die S2k-Leitlinie Endometriose befindet sich momentan in der Überarbeitung. Am 18.10.2023 fand das Kickoff-Meeting mit den Mitgliedern der Leitliniengruppe statt. In den kommenden Wochen werden die einzelnen Kapitel der Leitlinie inhaltlich überarbeitet und ggf. um neue Erkenntnisse ergänzt. Geplant ist die Sammlung der überarbeiteten Manuskripte bis zum 31.01.2024. Am 16.02.2024 sollen die Ergebnisse der Überarbeitung in einer Videokonferenz allen Mandatsträger*innen vorgestellt werden. Die Abstimmung über formulierte Statements und

Empfehlungen wird voraussichtlich per Online-Voting im März 2024 sowie im Rahmen einer Konsensuskonferenz am 19.04.2024 erfolgen. Im Anschluss wird noch einige Zeit für Nacharbeiten an der neuen Leitlinienversion benötigt, weshalb heute noch kein Veröffentlichungsdatum genannt werden kann. Sobald die aktualisierte Leitlinie veröffentlicht ist, werden wir darüber in jedem Fall auf den verschiedenen Kanälen der EVD informieren.

Wie läuft die Überarbeitung einer Leitlinie ab?

Wie eingangs beschrieben, wird die Arbeit an Leitlinien grundsätzlich von der AWMF koordiniert. Für die einzelnen Leitlinien sind allerdings die entsprechenden Fachgesellschaften verantwortlich. Aus diesem Grund liegt auch die Initiative für die Entwicklung oder Überarbeitung einer Leitlinie bei der verantwortlichen Fachgesellschaft. Speziell für die S2k-Leitlinie Endometriose ist die DGGG, die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V., zuständig. Zahlreiche weitere Fachgesellschaften und Organisationen sind an der Leitlinienarbeit beteiligt. Die Leitlinienkoordination obliegt Frau Dr. Burghaus (Erlangen), Herrn Dr. Schäfer (Münster) sowie Herrn Prof. Dr. Ulrich (Berlin).[7]

Im Rahmen der Leitlinienüberarbeitung sollen aktuelle Forschungsergebnisse oder Erkenntnisse aus der praktischen Versorgung in die Leitlinie aufgenommen werden. Im Falle einer systematischen Erstellung der Leitlinie, wie es bei der Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“ der Fall ist, kann dabei auf die letzte Literaturrecherche zurückgegriffen werden. Diese wird für die Überarbeitung geprüft, ggf. angepasst und umfasst dann lediglich den Zeitraum seit der Herausgabe der vorherigen Leitlinienversion.[8] Für die zu berücksichtigende Literatur gelten hohe Qualitätsanforderungen. Schon bei der letzten Leitlinienüberarbeitung stellte sich heraus, dass zu einigen Fragestellungen im Kontext der Endometriose angemessene Studien fehlen. Daher wird ergänzend zur Datenlage stark auf die Expertenmeinung der beteiligten Mandatsträger*innen gesetzt.[9]

Bringt sich die EVD bei der Überarbeitung der S2k-Leitlinie Endometriose ein?

Auch die EVD konnte als Vertretung der Selbsthilfe und der Patient*innen zwei Mandatsträgerinnen benennen: Michelle Röhrig und Sarah Kube. Auf diese Weise können wir uns zum einen inhaltlich bei der Überarbeitung der Kapitel einbringen. Zum anderen verfügen wir über ein Stimmrecht bei der Konsensfindung zu Statements und Empfehlungen. Im Rahmen der inhaltlichen Überarbeitung möchten wir uns unter anderem auf die Kapitel zu weiteren Therapiemöglichkeiten, zu Versorgungsstrukturen, zu Rehabilitation, Nachsorge und Selbsthilfe sowie zur integrativen Therapie konzentrieren. Bei der Konsensuskonferenz dürfen wir dann unsere Stimme für (oder gegen) alle Statements und Empfehlungen der Leitlinie abgeben

Auch beim Versuch, einen kurzen Einblick in die aktuelle Leitlinienüberarbeitung zu geben, lassen sich Fachbegriffe nicht vermeiden: systematische Literaturanalyse, strukturierte Konsensfindung, Statements, Empfehlungen, Konsensuskonferenz … Daher an dieser Stelle noch ein abschließender Hinweis von uns als Mandatsträgerinnen: Wir sind keine ausgebildeten Leitlinienexpertinnen, geschweige denn Medizinerinnen. Wir sind Endometriose-Betroffene. Insofern ist das für uns kein Thema, das wir einfach aus dem Ärmel schütteln. Wir arbeiten uns bestmöglich in die Methodik[10] ein und werden auf diese Weise konstruktiven, validen Input aus Sicht der Betroffenen in der Leitliniengruppe einbringen. Seid mit uns gespannt auf das Ergebnis!


Quellenangaben:

[1] https://www.awmf.org/leitlinien

[2] https://www.gesundheitsinformation.de/was-sind-leitlinien.html

[3] https://www.endometriose-vereinigung.de/behandlung/

[4] Vgl. Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“, S. 7

[5] Vgl. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-045 (siehe „Aktueller Hinweis“)

[6] Vgl. Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“, S. 27 f.

[7] Vgl. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-045 (siehe „Herausgeber & Autoren“)

[8] Vgl. https://www.awmf.org/regelwerk/planung-der-aktualisierung

[9] Vgl. Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“, S. 7

[10] Bei weitergehendem Interesse: siehe Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Endometriose“, S. 30 ff.