Wie wird Endometriose diagnostiziert?

Endometriose ist eine sehr vielgestaltige Erkrankung, die Beschwerden können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und es können verschiedene Organe des Körpers betroffen sein. Aufgrund der unterschiedlichen Symptom- und Beschwerdebilder werden Fehldiagnosen, wie zum Beispiel Entzündungen der Eierstöcke, psychogene Beschwerden oder Prämenstruelles Syndrom (PMS), häufiger gestellt als die richtige Diagnose.

Diagnosestellung

Vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnosestellung vergehen im Durchschnitt siebeneinhalb Jahre. Bei Patient*innen mit unerfülltem Kinderwunsch sind es etwa drei Jahre und bei Schmerzpatient*innen dauert es bis zu zehn Jahre bis die Diagnose Endometriose gestellt wird!

Für die Diagnosestellung steht an erster Stelle ein ausführliches Anamnesegespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Die Art der Beschwerden sowie deren zeitliches und örtliches Auftreten geben erste Hinweise und bestimmen das diagnostische Vorgehen.

Tipp:

Sie können bei der Diagnosefindung mithelfen, indem Sie sich genau beobachten, wann und in welcher Situation Ihre Schmerzen und ggf. die weiteren Beschwerden auftreten und ob es einen zeitlichen Zusammenhang zum Zyklus gibt. Am besten führen Sie dazu ein Schmerz- und Symptomtagebuch oder nutzen eine App.

Untersuchungsmethoden

Bei einem Verdacht auf Endometriose sollten folgende Untersuchungen durchgeführt werden:

  • Anamnese: Eingehende Befragung über die Schmerzsymptomatik und den Allgemeinzustand

  • Tastuntersuchung: Dabei sollten neben der gynäkologischen Untersuchung der Vagina ebenfalls der Enddarm, der Bereich hinter der Gebärmutter (Douglas-Raum) und die Gebärmutterbänder abgetastet werden.

  • Ultraschall: Ein Ultraschall wird sowohl von der Vagina (vaginale Sonographie) als auch von der Bauchdecke aus (abdominale Sonographie) durchgeführt.

  • Je nach Symptomen und Fragestellung kann eine weitere Untersuchung mit anderen Verfahren sinnvoll sein, zum Beispiel eine Darmspiegelung oder bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie

Viele Endometriose-Spezialist*innen können Endometriose mittlerweile mit bildgebenden Verfahren, per Ultraschall und/oder MRT diagnostizieren (mit Ausnahme einer Endometriose am Bauchfell).

In vielen Fällen erfolgt die Diagnose mittelts eines operativen Eingriffs. Bei einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) wird eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen und untersucht. Außerdem können dabei Lage, Schweregrad und Wachstumstyp der Endometriose-Herde und Zysten festgestellt werden. Sollte sich eine Endometriose bestätigen, kann bei der Operation bereits mit der chirurgischen Therapie der Endometriose begonnen werden. [2, 3]

Relativ neu ist die Möglichkeit Endometriose mithilfe eines Speicheltests zu diagnostizieren. Diese Methode wird von einigen Ärzt*innen in Zusammenarbeit mit einem Labor angeboten. Wichtig ist dabei stets die Verbindung des Labortests mit bildgebenden Verfahren (Ultraschall/MRT). Die Kosten für diese Diagnoseform werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen und müssen privat finanziert werden.

Formen und Klassifikation

Endometriose-Herde können an folgenden Stellen im Körper vorkommen:

  • Häufig: Eierstöcke, Bänder der Gebärmutter, Raum zwischen Mastdarm und Gebärmutterhals (Douglas-Raum) oder Vagina, Raum zwischen Blase und Gebärmutter

  • Seltener: Oberfläche von Dünn- und Dickdarm, Eileiter, Harnleiter, Blase, Vagina; hier auch tieferes Eindringen möglich (tief infiltrierende Endometriose, TIE)

  • Sehr selten: Brustfell, Herzbeutel, andere Organe

Für die Klassifizierung einer Endometriose wird häufig das System #Enzian verwendet [1]. Es beschreibt und verortet die durch Endometriose verursachten Läsionen (Verletzungen) und Adhäsionen (Verwachsungen), sowie Peritoneal- oder Eierstockerkrankungen und den Grad der Beteiligung der angrenzenden Organe.

In der Abbildung sind die verschiedenen anatomischen Lagen der Endometriose nebeneinander angeordnet. Der Schweregrad bzw. die Größe der Läsion (1 bis 3), sind von oben nach unten angeordnet:

Klassifikation der Endometriose nach #enzian

Erläuterung der Abkürzungen in der Abbildung:

  • P: Peritoneum (Bauchfell)

  • O: Ovar (Eierstock)

  • T: Tube (Eileiter)

  • TIE: A/B/C/F: (Tiefinfiltrierende Endometriose)

    • A: Septum rektovaginale (dünne, bindegewebige Trennwand zwischen Vagina und Mastdarm)

    • B: Parametrium, Ligamentum sacrouterinum (Beckenbindegewebe und Bandapparat der Gebärmutter)

    • C: Rektosigmoid (Dickdarm)

    • F: Extragenitale (außerhalb des kleinen Beckens)

    • (FA=Adenomyose (Gebärmuttermuskulatur); FB=Blase; FI=Darm; FU= Ureter (Harnleiter); F(…)= definierte andere Lokalisationen im Körper, z. B. Zwerchfell, Lunge, Nerven).

Bei Verdacht auf Endometriose empfiehlt es sich, diesen in einer spezialisierten Fachklinik oder Facharztpraxis abklären zu lassen.

Das Team unserer Beratungsstelle steht Ihnen sehr gern im Sinne der „Hilfe zur Selbsthilfe“ zur Seite.

Wichtiger Hinweis:

Die auf unserer Webseite veröffentlichten Informationen stellen keinen Ersatz für professionelle Beratungen durch Ärzt*innen dar. Unsere Seiten informieren aus Sicht unserer Selbsthilfe-Vereinigung über Endometriose und damit verbundene Themen. Die Inhalte sind nicht zur selbständigen Diagnostizierung, Therapie oder Veränderung einer Behandlung geeignet. Wenn Sie Fragen zu Ihrer Krankheit haben, sprechen Sie bitte mit einer Ärztin oder einem Arzt.

Überprüft und aktualisiert: 2023

Referenzen

  1. Keckstein, Jörg; Saridogan, Ertan; Ulrich, Uwe A. et al. (2021). The #Enzian classification: A comprehensive non-invasive and surgical description system for endometriosis. Acta Obstetica et Gynecologica Scandinavica, 100(7), 1165– 1175.

  2. Mechsner, Sylvia (2021). Endometriose. Die unterschätzte Krankheit. ZS-Verlag, München.

  3. AWMF-S2k-Leitlinie Nr. 015-045: Diagnostik und Therapie der Endometriose (2020).